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Beitrag vom 23.11.2007
Internationaler Aktionstag gegen Gewalt an Frauen 2007
Franziska Eva-Maria Steier
Berlin sagt Nein zu Gewalt. Anlässlich des diesjährigen Internationalen Tages zur Beseitigung jeder Form von Gewalt gegen Frauen veranstaltet die...
...Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen am Freitag, dem 23. November 2007 das Symposium "Vergewaltigung - eine allgegenwärtige Menschenrechtsverletzung" in Kooperation mit der World Childhood Foundation. Weitere Veranstalter sind die Landeskommission Berlin gegen Gewalt, die Berliner Fachrunde gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen, das Krisen- und Beratungszentrum für vergewaltigte Frauen "Lara".
Der von den Vereinten Nationen deklarierte "Internationale Tag zur Beseitigung jeder Form von Gewalt gegen Frauen" geht auf die Verschleppung, Vergewaltigung und Ermordung von drei Frauen im Jahr 1960 in der Dominikanischen Republik durch Soldaten des damaligen Diktators Trujillo zurück. Seit dem 25. November 1981 wird weltweit durch Aktionen, Veranstaltungen und Tagungen von Frauenprojekten und Initiativen, aber auch von staatlicher Seite zur Beendigung von Gewalt gegen Frauen und Kinder aufgerufen.
Die Tagung beginnt mit einem Vortrag von Prof. Liz Kelly, Metropolitan University in London, die einen Überblick über neue Ansätze zum Umgang mit Vergewaltigung in Großbritannien gibt. Bei der anschließenden Podiumsdiskussion wird den Fragen nachgegangen, wie die Interessen der Betroffenen und der Strafverfolgungsbehörden in der Bundesrepublik und Berlin besser in Übereinstimmung gebracht werden können, welche Unterstützung hierfür benötigt wird und wie niedrigschwellige Hilfen konzipiert sein müssen, um vor allem junge Frauen und Frauen mit Behinderungen zu unterstützen. Dabei diskutieren die TeilnehmerInnen auch, ob es möglich ist, einzelne Elemente der Interventionsmodelle zu häuslicher Gewalt in eine Interventionskette bei sexueller Gewalt zu übertragen. Sexuelle Gewalt wird entgegen der immer noch verbreiteten Meinung seltener von Fremden, sondern am häufigsten von Verwandten und Bekannten ausgeübt.
Laut einer Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend aus dem Jahr 2004 hat fast jede siebte in der Bundesrepublik lebende Frau Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht. Nach Angaben der UN und deutschsprachigen Studien sind behinderte Mädchen und Frauen etwa doppelt so häufig von sexueller Gewalt betroffen wie nicht behinderte Mädchen und Frauen. In Berlin ist insgesamt eine leicht steigende Tendenz von 553 in der Polizeilichen Kriminalstatistik erfassten Fällen im Jahr 1997 hin zu 625 Fällen im Jahr 2006 zu beobachten. Bei der polizeilichen Erfassung von häuslicher Gewalt wurden im Jahr 2005 und 2006 knapp 19% der Fälle der sexuellen Gewalt zugeordnet.
Lesen Sie dazu die folgenden Kommentare:
Staatssekretärin Almuth Nehring-Venus, Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen: "Vergewaltigung ist eine Verletzung der Persönlichkeit – eine Grenzüberschreitung, die gravierende und traumatisierende Folgen für die Betroffenen hat. Die oft langfristigen Wirkungen betreffen alle Lebensbereiche und können zu massiven Einschränkungen in der Lebensgestaltung führen. Die Betroffenen können sich im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr sicher fühlen. Ich sehe es daher als eine zentrale Aufgabe an, ein gesellschaftliches Klima zu schaffen, in dem den Opfern von Gewalt mit Respekt begegnet wird und das Hilfesystem niedrigschwellige Angebote zur Unterstützung bereitstellt. Dazu soll diese Tagung einen Beitrag leisten."
Senatorin Katrin Lompscher, Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz: "Sexuelle Gewalt verletzt nicht nur den Körper, sondern erschüttert ebenso die psychische Stabilität der betroffenen Frauen. Oftmals sind die Folgen gravierend und werden erst später deutlich. Deshalb müssen sowohl die unmittelbaren als auch die Spätfolgen einer Vergewaltigung im gesundheitlichen Versorgungssystem eine noch stärkere Beachtung finden. Den betroffenen Frauen steht in Berlin eine gute Versorgungsstruktur zur Verfügung, die auch niedrigschwellige Hilfen bietet. Die Frauen müssen aber auch die nötigen psychologischen und psychiatrischen Hilfen erhalten, die gezielt bei den Bedürfnissen traumatisierter und gewaltbetroffener Frauen ansetzen."
Staatssekretär Hasso Lieber, Senatsverwaltung für Justiz: "Für die Justiz ist das Thema unter vielfältigen Aspekten von Belang. Es hat sozial- wie zivilrechtliche, ja sogar verfassungsrechtliche Bezüge. Die sexuelle Nötigung im besonders schweren Fall – wie das Strafgesetzbuch in § 177 StGB formuliert – negiert Grundrechte, die jedem zustehen, also Menschenrechte, in vielfältiger Form: Willensfreiheit, Würde des Menschen und körperliche Unversehrtheit. Nach einer Vergewaltigung kann das Strafverfahren die eingetretenen körperlichen und psychischen Verletzungen nicht heilen. Aber es kann einen Beitrag dazu leisten, weiteren Schaden vom Opfer und von der Gesellschaft abzuwenden."
Staatssekretär Thomas Härtel, Senatsverwaltung für Inneres und Sport, Vorsitzender der Landeskommission Berlin gegen Gewalt: "Die Landeskommission Berlin gegen Gewalt sieht ein abgestimmtes Vorgehen und die Kooperation aller Beteiligten als eine besonders wichtige Voraussetzung für die Lösung verschiedenster Gewaltprobleme in unserer Stadt an. Ich verspreche mir von der Veranstaltung vor allem Anregungen für die Weiterentwicklung bisheriger Interventionsstrategien bei sexueller Gewalt und hoffe, dass es uns – ähnlich erfolgreich wie bei der Bekämpfung häuslicher Gewalt – im Sinne der Betroffenen gelingt, neue Formen der Zusammenarbeit zu entwickeln."
Das Treffen ist das Dritte im Rahmen einer Veranstaltungsreihe, welche die öffentliche Debatte über sexuelle Gewalt anregen und bewährte Handlungsstrategien vermitteln will. Sie wird im kommenden Jahr mit einem vierten Symposium abgeschlossen.
Weitere Veranstaltungen am und um den Internationalen Aktionstag gegen Gewalt an Frauen finden Sie in unserem Veranstaltungskalender.
Weitere Informationen unter:
www.berlin-gegen-gewalt.de
www.childhood.org
www.lara-berlin.de
www.big-hotline.de
(Quelle: Landespressedienst, 22.11.2007)